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Wo geht die Reise hin ? – Die Automobilzulieferindustrie in Sachsen 2025

Wo geht die Reise hin ? – Die Automobilzulieferindustrie in Sachsen 2025

Die Automobilindustrie ist dabei, sich neu zu erfinden. Anlass sind die tiefgreifenden Veränderungen, die durch Markt-, Produkt- und Prozessinnovationen zeitgleich und in einem atemberaubenden Tempo auf die Branche zukommen. Dieses Thema bewegt auch das ‚Autoland Sachsen’, in dem der Automobilbau mit über 81.000 Beschäftigten (davon ca. 60.000 in der Zulieferindustrie) eine wirtschaftliche Schlüsselbranche darstellt. Vor diesem Hintergrund hat das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) das Chemnitz Automotive Institute (CATI) – ein Geschäftsbereich der TUCed An-Institut für Transfer und Weiterbildung GmbH – gemeinsam mit dem Netzwerk Automobilzulieferindustrie (AMZ) damit beauftragt, die automobilen Zukunftstrends zu analysieren und deren Auswirkungen auf die Zulieferindustrie in Sachsen zu bewerten.

Nach der Trendanalyse, die im Sommer 2016 veröffentlicht wurde (siehe hierzu Uni aktuell vom 25.07.2016), liegt nun auch die Wirkungsanalyse für die Region vor, die ebenfalls als Sonderveröffentlichung des Magazins ‚Autoland Sachsen’ (Ausgabe 1-2017) in Kürze erscheinen wird.

Die Veröffentlichung kommt zum richtigen Zeitpunkt, da gegenwärtige Untersuchungen und Verlautbarungen automobilwirtschaftlicher Institute für die deutsche Zulieferindustrie ein besorgniserregendes Bild zeichnen. Da ist bezüglich der mittelständischen Zulieferindustrie von einer „Marktbereinigung von 20 bis 30 Prozent in den nächsten fünf bis acht Jahren“ als Folge von Globalisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung die Rede. Oder allein durch die Elektromobilität von einer Gefährdung „bei Zulieferern bundesweit von mehr als 75.000 Jobs“.

„Das Besondere an unserer Studie ist, dass wir uns nicht nur mit den bekannten Risiken, sondern auch intensiv mit den Chancenpotentialen für die Zulieferunternehmen beschäftigt haben. Und wir haben diese Analyse zudem mit sehr viel Aufwand auf unternehmensbasierten Daten aufgebaut, indem wir für gut 200 Zulieferunternehmen der Region detaillierte Technologieprofile erstellt und diese mit Beschäftigungszahlen belegt und gewichtet haben“, erläutert Prof. Werner Olle den Forschungsansatz der CATI/AMZ-Studie. Was hat diese Vorgehensweise gebracht, die für die vier Produktbereiche Karosse, Antrieb/Fahrwerk, Interieur, Elektrik/Elektronik aggregiert wurde ?

Im Ergebnis ergibt sich für den Produktbereich Antrieb/Fahrwerk mit – 22 % das prozentual und absolut höchste Beschäftigungsrisiko, dicht gefolgt vom Produktbereich Karosse. Der Produktbereich Elektrik/Elektronik weist mit – 8 % wie erwartet das geringste Beschäftigungsrisiko auf. Aggregiert auf alle vier Produktbereiche entsprechen diese Einzelwerte einem Beschäftigungsrisiko von insgesamt – 16,5 % für die Automobilzulieferindustrie in Sachsen.

Bei insgesamt 60.000 Beschäftigten in der Zulieferindustrie also ein Risiko für 10.000 Arbeitsplätze.

In allen Produktbereichen stehen diesen Beschäftigungsrisiken jedoch auch Beschäftigungschancen durch neue Werkstoffe, neue Produkte und Services, neue Märkte gegenüber, die zu kompensatorischen Beschäftigungszuwächsen führen können.

Im Ergebnis ergibt sich aus diesen Chancen für die gesamte Zulieferindustrie in Sachsen ein positiver Beschäftigungseffekt von + 13,5 %, der in Summe die aufgezeigten Beschäftigungsrisiken ausgleichen könnte. Dieses Ergebnis variiert allerdings nach Produktbereichen.

In drei Produktbereichen (Karosse/Exterieur, Interieur, Elektrik/Elektronik) sind prozentual hohe positive Beschäftigungseffekte möglich, die dazu führen, dass im Gesamtsaldo die Beschäftigungsrisiken mehr als ausgeglichen werden. Am Ausgeprägtesten ist dies im Produktbereich Elektrik/Elektronik der Fall. Lediglich im Produktbereich Antrieb/Fahrwerk reichen die Chancen nicht aus, um die Beschäftigungsrisiken zu kompensieren. Für diesen Produktbereich erwartet die Studie im Gesamtsaldo ein Ergebnis, das zu einem absoluten Beschäftigungsrückgang führen wird.

„Wir geben gern zu, dass uns dieses Ergebnis der im Gesamtsaldo doch recht moderaten Auswirkungen auf die sächsische Zulieferindustrie angenehm überrascht hat. Die Erklärung dafür liegt in den jeweiligen Profilen der einzelnen Produktbereiche und Technologiefelder sowie der Tatsache, dass renommierte Zulieferunternehmen der Automobilbranche in Sachsen präsent sind“, erläutert Dirk Vogel, der mit der Zulieferbranche bestens vertraute Netzwerkmanager des AMZ.

Um die sächsische Zulieferindustrie in Summe gibt es auf Basis der vorgestellten Analyse wenig Anlaß zur Besorgnis. Gleichwohl verändert sich jedoch die Binnenstruktur dieses ‚virtuellen Unternehmens’ Zulieferindustrie. Nicht jedes Produkt und jeder Produktbereich, nicht jedes Unternehmen und nicht jeder Arbeitsplatz wird den automobilen Strukturwandel überleben. Bestehende Materialien werden durch neue Werkstoffe substituiert und in neuen Verfahren hergestellt, verschiedene Produkte und Komponenten entfallen in Gänze, neue Technologien verändern Produkte und Prozesse. Dazu stellen Digitalisierung und Internationalisierung zusätzliche Herausforderungen dar. Aufgabe jedes einzelnen Unternehmens ist es, die Chancen und Risiken für seinen jeweiligen Geschäftsbereich zu bewerten und geeignete Massnahmen einzuleiten.

Risiken kommen von selbst, für Chancen muss man etwas tun – so die Botschaft und Mahnung der Gemeinschaftsstudie von CATI/AMZ.

Anm. der Redaktion (23.12.2016): Die Studie steht in Kürze zum download zur Verfügung.

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